Freistuss Nr. 28: Das geplatzte Auge
Am Samstagnachmittag wird so manchem Premiere-Abonnenten vor Schreck das Kaltgetränk aus der Hand gefallen sein.
"Wegen seines geplatzten Auges" werde Oliver Kahn nicht im Tor des FC Bayern München stehen, hatte Moderator Patrick Wasserziehr gerade bemerkenswert gelassen verkündet. So ruhig, als handle es sich bei dieser Verletzung um ein weit verbreitetes Fußballerleiden, als müssten Woche für Woche Dutzende von Profis nicht nur wegen ihrer Muskelbündelrisse, ihrer Adduktorenzerrungen oder ihrer geschundenen Syndesmosebänder pausieren, sondern auch aufgrund ihrer geplatzten Augen.
Zumindest die Nichtmediziner werden sich noch kurz gefragt haben, ob so ein Auge denn überhaupt jemals wieder nachwachse. Ob Zweiäugigkeit nicht eine notwendige Bedingung für räumliches Sehen sei, eine Fähigkeit, die gerade für einen Berufstorwart nicht uninteressant ist. Und ob sich diese unerfreuliche Augenplatzgeschichte nicht einen Monat früher hätte ereignen können, so dass uns das ganze Theater um den Platz im Gehäuse der Nationalelf erspart geblieben wäre.
Schließlich zeigte der Pay-TV-Sender, wie der Münchener Schlussmann während der Spielvorbereitung in der Allianz-Arena von einem Schuss seines Stellvertreters Michael Rensing niedergestreckt worden war. Ein sauberer Kopftreffer, doch nicht etwa das rechte Auge des Torwarts platzte dabei wie von Dr. Wasserziehr vorschnell diagnostiziert, sondern lediglich ein Blutgefäß unmittelbar darunter. In Sekundenschnelle sah der Keeper aus wie einer der Klitschko-Brüder nach sechs bis acht Runden im Ring – und war um seinen 496. Bundesliga-Einsatz gebracht.
Seltsam vergnügt sah man Oliver Kahn anschließend auf der Tribüne seine rechte Gesichtshälfte kühlen. Es schien fast so, als sei ihm just an diesem Nachmittag bewusst geworden, dass ein einziger wohl platzierter Ball einer Nummer zwei manchmal weit mehr von Nutzen sein kann als monatelange Lobbyarbeit. An Jens Lehmanns Stelle würde ich mich im Juni jedenfalls ausschließlich von Andreas Köpke warmschießen lassen…
(Christian Helms, sportal.de)
"Wegen seines geplatzten Auges" werde Oliver Kahn nicht im Tor des FC Bayern München stehen, hatte Moderator Patrick Wasserziehr gerade bemerkenswert gelassen verkündet. So ruhig, als handle es sich bei dieser Verletzung um ein weit verbreitetes Fußballerleiden, als müssten Woche für Woche Dutzende von Profis nicht nur wegen ihrer Muskelbündelrisse, ihrer Adduktorenzerrungen oder ihrer geschundenen Syndesmosebänder pausieren, sondern auch aufgrund ihrer geplatzten Augen.
Zumindest die Nichtmediziner werden sich noch kurz gefragt haben, ob so ein Auge denn überhaupt jemals wieder nachwachse. Ob Zweiäugigkeit nicht eine notwendige Bedingung für räumliches Sehen sei, eine Fähigkeit, die gerade für einen Berufstorwart nicht uninteressant ist. Und ob sich diese unerfreuliche Augenplatzgeschichte nicht einen Monat früher hätte ereignen können, so dass uns das ganze Theater um den Platz im Gehäuse der Nationalelf erspart geblieben wäre.
Schließlich zeigte der Pay-TV-Sender, wie der Münchener Schlussmann während der Spielvorbereitung in der Allianz-Arena von einem Schuss seines Stellvertreters Michael Rensing niedergestreckt worden war. Ein sauberer Kopftreffer, doch nicht etwa das rechte Auge des Torwarts platzte dabei wie von Dr. Wasserziehr vorschnell diagnostiziert, sondern lediglich ein Blutgefäß unmittelbar darunter. In Sekundenschnelle sah der Keeper aus wie einer der Klitschko-Brüder nach sechs bis acht Runden im Ring – und war um seinen 496. Bundesliga-Einsatz gebracht.
Seltsam vergnügt sah man Oliver Kahn anschließend auf der Tribüne seine rechte Gesichtshälfte kühlen. Es schien fast so, als sei ihm just an diesem Nachmittag bewusst geworden, dass ein einziger wohl platzierter Ball einer Nummer zwei manchmal weit mehr von Nutzen sein kann als monatelange Lobbyarbeit. An Jens Lehmanns Stelle würde ich mich im Juni jedenfalls ausschließlich von Andreas Köpke warmschießen lassen…
(Christian Helms, sportal.de)
freistuss - 17. Apr, 10:00