Freistuss Nr. 26: Verflixter Klinsmann!
Hochwasser, Schulgewalt, Pipeline-Affäre. Dazu jetzt noch die große Torwartdiskussion. Unser leidgeprüftes Land droht in diesen Tagen wieder einmal im Kummer zu ersticken. Ein 36-jähriger Torwart springt akrobatisch an einem Lederball vorbei und schon hängt eine tiefschwarze Wolke über dem Tor der Nationalmannschaft.
Im Umgang mit diesen Sorgen gibt es freilich verschiedene Strategien: Man kann sich einerseits wie Uli Hoeneß verhalten und für alles – bis auf die Überschwemmungen – dem bösen Mann in Kalifornien die Schuld geben. In gewisser Weise hilft das tatsächlich. (Ich habe mir beispielsweise heute Nacht in der Dunkelheit den großen Zeh an der Badezimmertür gestoßen und, statt weinerlich aufzuschreien, spontan Jürgen Klinsmann nach allen Regeln der Kunst beschimpft und verflucht. Kurz darauf war der Schmerz weg…)
Oder aber man lenkt von diesen unerfreulichen Baustellen ab und weist die Menschen zur Abwechslung einmal auf eine positive Entwicklung in unserer Republik hin. In einer Hinsicht nämlich ist die Fußball-Bundesliga fast allen anderen Profiligen weit voraus. Nirgendwo sonst auf diesem Planeten werden mehr Karten für den Gegner eingefordert, nirgendwo sonst wird diesbezüglich so peinlich geschauspielert.
Das gestrige "Spitzenspiel" zwischen dem FC Schalke 04 und dem Hamburger SV bot gleich eine Vielzahl solch armseliger Szenen. Erwachsene Männer wälzten sich dort bei leichteren Berührungen minutenlang auf dem Rasen; stets erfolgte bereits im Zusammensinken der Griff ins schmerzverzerrte Gesicht, natürlich unabhängig davon, wo der eigentliche Kontakt stattfand. Dann wurde regelmäßig der Unparteiische zugetextet und falls dieser sich erdreistete, "nur" Gelb zu zücken, mit dem Entsetzen eines Kleinkindes beleidigt aufgestampft. Einst war es eine Standardübung deutscher Fernsehkommentatoren, in Europapokalduellen gegen spanische oder italienische Teams auf deren theatralisches Talent anzuspielen. Inzwischen jedoch sind wir vorbeigezogen.
Sollten Sie übrigens auch in dieser Thematik die Hoeneß-Strategie favorisieren, möchte ich noch eine kleine Argumentationshilfe geben: Am 8. Juli 1990 wurde dem Argentinier Pedro Monzón die zweifelhafte Ehre zuteil, als erster Spieler überhaupt in einem WM-Finale des Feldes verwiesen zu werden. Nach einem Foulspiel hatte sich sein Gegenspieler mehrfach überschlagen, sich dann noch ein letztes Mal aufgebäumt, bevor er schließlich zusammensackte, als hätte es ihn dahingerafft. Vielleicht erinnern Sie sich, es war ein blonder, damals 25-jähriger Schwabe...
(Christian Helms, sportal.de)
Im Umgang mit diesen Sorgen gibt es freilich verschiedene Strategien: Man kann sich einerseits wie Uli Hoeneß verhalten und für alles – bis auf die Überschwemmungen – dem bösen Mann in Kalifornien die Schuld geben. In gewisser Weise hilft das tatsächlich. (Ich habe mir beispielsweise heute Nacht in der Dunkelheit den großen Zeh an der Badezimmertür gestoßen und, statt weinerlich aufzuschreien, spontan Jürgen Klinsmann nach allen Regeln der Kunst beschimpft und verflucht. Kurz darauf war der Schmerz weg…)
Oder aber man lenkt von diesen unerfreulichen Baustellen ab und weist die Menschen zur Abwechslung einmal auf eine positive Entwicklung in unserer Republik hin. In einer Hinsicht nämlich ist die Fußball-Bundesliga fast allen anderen Profiligen weit voraus. Nirgendwo sonst auf diesem Planeten werden mehr Karten für den Gegner eingefordert, nirgendwo sonst wird diesbezüglich so peinlich geschauspielert.
Das gestrige "Spitzenspiel" zwischen dem FC Schalke 04 und dem Hamburger SV bot gleich eine Vielzahl solch armseliger Szenen. Erwachsene Männer wälzten sich dort bei leichteren Berührungen minutenlang auf dem Rasen; stets erfolgte bereits im Zusammensinken der Griff ins schmerzverzerrte Gesicht, natürlich unabhängig davon, wo der eigentliche Kontakt stattfand. Dann wurde regelmäßig der Unparteiische zugetextet und falls dieser sich erdreistete, "nur" Gelb zu zücken, mit dem Entsetzen eines Kleinkindes beleidigt aufgestampft. Einst war es eine Standardübung deutscher Fernsehkommentatoren, in Europapokalduellen gegen spanische oder italienische Teams auf deren theatralisches Talent anzuspielen. Inzwischen jedoch sind wir vorbeigezogen.
Sollten Sie übrigens auch in dieser Thematik die Hoeneß-Strategie favorisieren, möchte ich noch eine kleine Argumentationshilfe geben: Am 8. Juli 1990 wurde dem Argentinier Pedro Monzón die zweifelhafte Ehre zuteil, als erster Spieler überhaupt in einem WM-Finale des Feldes verwiesen zu werden. Nach einem Foulspiel hatte sich sein Gegenspieler mehrfach überschlagen, sich dann noch ein letztes Mal aufgebäumt, bevor er schließlich zusammensackte, als hätte es ihn dahingerafft. Vielleicht erinnern Sie sich, es war ein blonder, damals 25-jähriger Schwabe...
(Christian Helms, sportal.de)
freistuss - 3. Apr, 10:00