Freistuss Nr. 17: Der moralische Mittelfinger
Wer jemals seinen Verein zu einem Auswärtsspiel begleitet hat, weiß um die demütigende Prozedur, die den reisefreudigen Anhänger in der Fremde erwartet. Eine Hundertschaft gepanzerter Gendarmen steht zumeist am Zielbahnhof bereit und begleitet die Schar der Fußball-Touristen bis an die Stadiontore.
Dort übernimmt normalerweise ein breitschultriger Miesepeter vom Stadion-Ordnungsdienst, der die Worte "Rucksack auf!" bellt, während seine Hände wenig liebevoll Jacke und Schritt des zahlenden Kunden abklopfen. Wer sich in diesem Moment noch immer nicht wie ein Schwerverbrecher fühlt, lässt schließlich den winzigen Käfig, in den man gemeinhin gepfercht wird, ein wenig auf sich wirken und lächelt unterwürfig in eine der vielen Kameras, die in den kommenden zwei Stunden jede kleinste Bewegung im Block aufzeichnen werden.
Die bittere Erkenntnis des 15. Bundesliga-Spieltags: An diesem unangenehmen Rahmenprogramm wird sich in absehbarer Zukunft nichts ändern, der viel zitierte Trommelstock von Hamburg nimmt den Befürwortern liberalerer Sicherheitskonzepte vorerst alle Argumente. Die Diskussion über die Abschaffung der Fangnetze hinter den Toren dürfte sich damit übrigens auch erledigt haben.
Immer wieder wurde gezeigt, wie HSV-Kapitän Daniel van Buyten seinen verwundeten Kameraden Alexander Laas vom Schlachtfeld trug – eine Szene, wie man sie eigentlich nur aus pathetischen Kriegsfilmen kennt. Bemerkenswert geistesgegenwärtig hatte der belgische Hüne allerdings schon Sekunden zuvor gehandelt, als er dem Gäste-Block noch kurz seinen erhobenen Mittelfinger präsentierte.
Dass der DFB die Geste des "Stinkefingers" nicht als stadiontaugliche Kommunikationsform einordnet, bekam vor gut elf Jahren schon Stefan Effenberg zu spüren; auch Werner Lorants Ausraster an der Alten Försterei zog im Sommer 2003 eine deftige Geldstrafe nach sich. Der Hamburger wird hingegen kaum mit Konsequenzen zu rechnen haben. Und das ist in diesem Fall auch gut so.
(Christian Helms, sportal.de)
Dort übernimmt normalerweise ein breitschultriger Miesepeter vom Stadion-Ordnungsdienst, der die Worte "Rucksack auf!" bellt, während seine Hände wenig liebevoll Jacke und Schritt des zahlenden Kunden abklopfen. Wer sich in diesem Moment noch immer nicht wie ein Schwerverbrecher fühlt, lässt schließlich den winzigen Käfig, in den man gemeinhin gepfercht wird, ein wenig auf sich wirken und lächelt unterwürfig in eine der vielen Kameras, die in den kommenden zwei Stunden jede kleinste Bewegung im Block aufzeichnen werden.
Die bittere Erkenntnis des 15. Bundesliga-Spieltags: An diesem unangenehmen Rahmenprogramm wird sich in absehbarer Zukunft nichts ändern, der viel zitierte Trommelstock von Hamburg nimmt den Befürwortern liberalerer Sicherheitskonzepte vorerst alle Argumente. Die Diskussion über die Abschaffung der Fangnetze hinter den Toren dürfte sich damit übrigens auch erledigt haben.
Immer wieder wurde gezeigt, wie HSV-Kapitän Daniel van Buyten seinen verwundeten Kameraden Alexander Laas vom Schlachtfeld trug – eine Szene, wie man sie eigentlich nur aus pathetischen Kriegsfilmen kennt. Bemerkenswert geistesgegenwärtig hatte der belgische Hüne allerdings schon Sekunden zuvor gehandelt, als er dem Gäste-Block noch kurz seinen erhobenen Mittelfinger präsentierte.
Dass der DFB die Geste des "Stinkefingers" nicht als stadiontaugliche Kommunikationsform einordnet, bekam vor gut elf Jahren schon Stefan Effenberg zu spüren; auch Werner Lorants Ausraster an der Alten Försterei zog im Sommer 2003 eine deftige Geldstrafe nach sich. Der Hamburger wird hingegen kaum mit Konsequenzen zu rechnen haben. Und das ist in diesem Fall auch gut so.
(Christian Helms, sportal.de)
freistuss - 5. Dez, 10:00