Freistuss Nr. 10: Dem BVB sein Wohnzimmer
"Kapital ist wie ein scheues Reh", wusste Borussia Dortmunds ehemaliger Präsident Gerd Niebaum auf der Bilanz-Pressekonferenz seiner schwarz-gelben Ich-AG im Oktober des vergangenen Jahres.
Doch während der promovierte Jurist wahrscheinlich noch immer mit dem raschelnden Wildfutter-Päckchen durch den städtischen Tierpark schlendert und darauf hofft, dass sein marodes Projekt BVB von einem schüchternen Paarhufer saniert wird, haben längst andere das Vereinskommando übernommen – und gehandelt.
Drei Bundesliga-Heimspiele werden die Borussen noch im Westfalenstadion austragen, danach wird der Ausdruck "Signal Iduna Park" in den Sprachgebrauch der Fußball-Bundesliga einziehen. Eine Wandlung, an der doch eigentlich ausschließlich noch überrascht, dass der klamme BVB nicht schon deutlich früher zu diesem mittlerweile gängigen Instrument der Kapitalbeschaffung gegriffen hat. Scheue Rehe sehen ihren Namensschriftzug halt gern an einem Stadiondach, dann nähern sie sich auch.
Natürlich schreien die Traditionalisten entsetzt auf, der Name der Spielstätte sei schließlich ein fester Bestandteil der Vereinsgeschichte. Doch – und das weiß auch jeder – wer heute wettbewerbsfähig bleiben oder es erst werden will, darf sich dieser lukrativen Möglichkeit eben nicht verschließen. Der Erzrivale aus Gelsenkirchen hat ja schließlich nicht Rudi Assauers Trinkgewohnheiten wegen seine neue Sporthalle umbenannt, nein, man versucht lediglich, sich so die Erfolge zu finanzieren, die der BVB im letzten Jahrzehnt bereits auf Pump feierte.
Drei Meisterschaften und der Gewinn der Champions League – weit mehr, als viele Fußballfans mit ihrem Verein je erleben werden – wollen nun abbezahlt werden, dafür werden Verein, Medien und mit leichter Verzögerung auch die Anhängerschaft sich an die Nennung des Versicherers gewöhnen. Wie schnell das geht, demonstrierte an diesem Wochenende ein TV-Kommentator, der sich zu einer recht gewagten These hinreißen ließ: "Für diese Atmosphäre steht die Veltins-Arena seit Jahren!"
Wenn im Sommer 2011 der nächste potente Sponsor an die Pforte des Signal Iduna Parks klopft, um die Gehälter der Hoffnungsträger Lars Ricken (35) und Christian Wörns (39) zu sichern, wird sich schon kaum noch jemand lange damit aufhalten. Es sei denn, es ist Rudi Assauer persönlich, mittlerweile nicht nur Werbestar, sondern auch Ehrenpräsident des FC Schalke 04 und nach dem vierten Titel in Folge derart größenwahnsinnig, dass er seine Ersparnisse darauf verwenden will, die Umbenennung in "Königsblauer Knappen-Park" zu erreichen...
(Christian Helms, sportal.de)
Doch während der promovierte Jurist wahrscheinlich noch immer mit dem raschelnden Wildfutter-Päckchen durch den städtischen Tierpark schlendert und darauf hofft, dass sein marodes Projekt BVB von einem schüchternen Paarhufer saniert wird, haben längst andere das Vereinskommando übernommen – und gehandelt.
Drei Bundesliga-Heimspiele werden die Borussen noch im Westfalenstadion austragen, danach wird der Ausdruck "Signal Iduna Park" in den Sprachgebrauch der Fußball-Bundesliga einziehen. Eine Wandlung, an der doch eigentlich ausschließlich noch überrascht, dass der klamme BVB nicht schon deutlich früher zu diesem mittlerweile gängigen Instrument der Kapitalbeschaffung gegriffen hat. Scheue Rehe sehen ihren Namensschriftzug halt gern an einem Stadiondach, dann nähern sie sich auch.
Natürlich schreien die Traditionalisten entsetzt auf, der Name der Spielstätte sei schließlich ein fester Bestandteil der Vereinsgeschichte. Doch – und das weiß auch jeder – wer heute wettbewerbsfähig bleiben oder es erst werden will, darf sich dieser lukrativen Möglichkeit eben nicht verschließen. Der Erzrivale aus Gelsenkirchen hat ja schließlich nicht Rudi Assauers Trinkgewohnheiten wegen seine neue Sporthalle umbenannt, nein, man versucht lediglich, sich so die Erfolge zu finanzieren, die der BVB im letzten Jahrzehnt bereits auf Pump feierte.
Drei Meisterschaften und der Gewinn der Champions League – weit mehr, als viele Fußballfans mit ihrem Verein je erleben werden – wollen nun abbezahlt werden, dafür werden Verein, Medien und mit leichter Verzögerung auch die Anhängerschaft sich an die Nennung des Versicherers gewöhnen. Wie schnell das geht, demonstrierte an diesem Wochenende ein TV-Kommentator, der sich zu einer recht gewagten These hinreißen ließ: "Für diese Atmosphäre steht die Veltins-Arena seit Jahren!"
Wenn im Sommer 2011 der nächste potente Sponsor an die Pforte des Signal Iduna Parks klopft, um die Gehälter der Hoffnungsträger Lars Ricken (35) und Christian Wörns (39) zu sichern, wird sich schon kaum noch jemand lange damit aufhalten. Es sei denn, es ist Rudi Assauer persönlich, mittlerweile nicht nur Werbestar, sondern auch Ehrenpräsident des FC Schalke 04 und nach dem vierten Titel in Folge derart größenwahnsinnig, dass er seine Ersparnisse darauf verwenden will, die Umbenennung in "Königsblauer Knappen-Park" zu erreichen...
(Christian Helms, sportal.de)
freistuss - 17. Okt, 10:00