Montag, 27. März 2006

Freistuss Nr. 25: Drecksau mit Substanz

Endlich neue Fakten! In der aktuellen öffentlichen Diskussion um die angeblichen Spielmanipulationen Bayer Leverkusens in der Saison 2002/03 hat Reiner Calmund eingeräumt, er sei "eine kleine Drecksau". Natürlich ging es dem einstigen Sprachrohr des rheinischen Erstligisten dabei nicht um den Verbleib der viel zitierten 580.000 Euro. Diesbezüglich, so ließ er verlauten, habe er "keinen Dreck am Stecken".

So hilft dieses Geständnis den zuständigen Ermittlungsbehörden nur wenig. Gleichzeitig liefert es aber eine Erklärung, warum wir uns so wunderbar vorstellen können, wie "Calli" und der Spielerberater Volker Graul damals in einer Loge der BayArena über einer Schweinshaxe brüteten und "de janze Jäschichte" abwickelten. Der "Brachial-Pragmatiker", wie ihn der Spiegel einmal nannte, hat es immer meisterhaft verstanden, komplizierte wirtschaftliche Zusammenhänge mit einfachen Worten zu erklären und ließ dabei auch gerne durchblicken, dass das große Geschäft um den Fußball nicht immer ganz sauber sei.

Als er nach dem Mauerfall die beiden Starkicker Ulf Kirsten und Andreas Thom aus dem Ostteil des Landes zur Werkself lockte, erläuterte Calmund nicht etwa umständliche Vertragswerke, sondern gab einen Einblick in seine Methoden. "Man fährt in die Wohnung zu den Eltern, bringt 'ne Tafel Schokolade und 'n Sträußchen Blumen mit und macht ein bisschen Tralala." In Bielefeld, München oder Nürnberg werden sie sich knapp 14 Jahre später freilich weniger für Schokolade oder Blumen interessiert haben, vielleicht aber für einen dicken Koffer voller Tralala. Alles Pipapo, "da war nix", so Calli heute.

Bielefelds Schlussmann Mathias Hain war sich zumindest schon damals sicher, dass beim Saisonfinale in Nürnberg nicht alles mit rechten Dingen zugehen würde. Während es im Mai 2003 ausschließlich Spekulationen gab, sind nun "Hinweise mit Substanz" aufgetaucht, dass sich das Abstiegsgespenst nicht mit leeren Taschen aus dem Rheinland verzogen haben könnte. Mehr aber eben auch noch nicht, das sei noch einmal ausdrücklich betont.

Sicher sein darf man sich hingegen, dass sich die Staatsanwaltschaft nicht von Tralala oder nicht enden wollenden Ergüssen aus dem Mund des sympathischen Schlitzohrs Reiner Calmund beeindrucken lassen wird. Ihr Ruf ist deutlich besser als der des deutschen Fußballs…

(Christian Helms, sportal.de)

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